Trendgemüse Alge

Essen wie Gott in Schottland

Seetang ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen

Seetang ist ein echter Alleskönner und die Schotten wissen damit umzugehen. Kochen, backen, frittieren oder trocknen – in der Küche gibt es fast nichts, was sie nicht damit an stellen. Vorrangig verarbeiten sie dabei Knotentang und Kelp, die beide zu den Braunalgen gehören. Bei rauem Wetter werden die Wasserpflanzen in Massen am Land angespült. Und während sie andernorts einfach verrotten und für den typischen Algengeruch sorgen, werden sie in Schottland gesammelt und verarbeitet. Je nach Art lässt sich das Gewächs aus dem Meer als pfefferartiges Gewürz, Tee, Suppe, Backzutat, Salat oder einfach als Gemüse verwenden. Oft landet die grüne Pflanze auch im Smoothie. Seetang enthält Umami, die neben süß, sauer, salzig und bitter fünfte Geschmacksrichtung der menschlichen Zunge. Umami beschreibt einen herzhaften, fleischigen Geschmack. Je nach Art und Verarbeitung decken die Algen aber alles von süß bis salzig ab. Sie sind reich an Vitaminen wie B, B12, C und E sowie den Mineralstoffen Jod und Eisen.

schottische Algen-Tradition

Damit ist das bräunliche Gewächs nicht nur geschmacklich vielseitig, sondern auch sehr gesund. Aber auch außerhalb der Küche ist die unscheinbare Alge ein Allrounder. Sie ist ein fruchtbarer Dünger, was den Farmern auf den oft nährstoffarmen Böden Schottlands zugutekommt. Und schon im 18. Jahrhundert gewannen die Schotten durch die Verbrennung von Kelp Natriumcarbonat, auch bekannt als Soda. Die Asche wurde bei der Seifenherstellung und in der Glasmanufaktur verwendet. Schottland war damals einer der größten Exporteure von Seetang-Asche, bis Mitte des 19. Jahrhunderts alternative Mineralienvorkommen gefunden und andere Gewinnungsmethoden entwickelt wurden, die das Geschäft mit dem Kelp unlukrativ machten. Braunalgen selbst exportiert Schottland aber noch immer. Über Onlineshops werden Bad-, Haar- und Hautpflegeprodukte ebenso wie essbarer getrockneter und frischer Tang vertrieben. Es gibt fast nichts, was die Algen nicht können. Sogar als Nahrung für schottische Schafe und als erneuerbare Energiequelle sollen sie nutzbar sein. Wissenschaftler forschen derzeit an der Verwendung des schottischen Seetangs als Biokraftstoff. Manch einer mag sich im Sommer während des Strandurlaubs über die angespülten Gewächse beschweren, doch für die schottischen Inselbewohner waren und sind sie ein echter Glücksgriff.

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