Jura studieren in norwegen oder Island

Rechtswissenschaften bei Polarlicht

Beim Jura Studium in Norwegen oder Island macht man auch mit Polarlichtern Bekanntschaft.

Statt Strafrecht und BGB stehen an den beiden nordischen Universitäten faszinierende Themen wie internationale Auseinandersetzungen in Territorialfragen, Umweltrecht und Rechte der einheimischen Bevölkerung im Mittelpunkt.

Akureyri: Uni ganz nah am Polarkreis

Für eine Stadt wie Akureyri ist der Master-Studiengang Polarrecht naheliegend, befindet sie sich doch ganz im Norden Islands, rund 50 Kilometer südlich des Polarkreises. Und so werden in der Stadt mit der kleinen Universität – ungefähr 1.400 Studenten leben hier – nicht nur die speziellen Rechtsfragen der Region ganz offenbar. Auch die Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt und die sich besonders in den arktischen Regionen zeigen, sind hier besonders deutlich zu spüren. Mit Folgen für den Master-Studiengang, der eine klare interdisziplinäre Ausrichtung hat: Internationales Recht und Sozialwissenschaften, politische Theorie und Wirtschaftsentwicklung gehen Hand in Hand.

Das Polar Law Programm in Akureyri ist Teil des International West Nordic Studies Masters Programme. Partneruniversitäten sind etwa die University of the Faroe Islands und the University of Greenland. Studierende können eines der vier Semester an einer der Partneruniversitäten verbringen, aber auch die gesamte Zeit in Akureyi bleiben. Ausführlich beschrieben ist hier der Studiengang Polar Law.

Als Abschluss verleiht die University of Akureyri die akademischen Titel LL.M und MA, je nach Spezialisierung auf den juristischen oder den sozialwissenschaftlichen Zweig. Um für das Master-Studium zugelassen zu werden, ist ein Bachelor in einem relevanten Fach, für das LL.M-Studium ein Bachelor in Jura notwendig. Der Unterricht in Akureyri findet auf Englisch statt, sichere Sprachkenntnisse sind also Voraussetzung. Studiengebühren fallen nicht an, Studierende müssen aber eine Gebühr für die Registrierung an der Uni in Höhe von 75.000 isländischen Kronen (ISK, ca. 530 Euro) zahlen. Für ein Zimmer mit Bad- und Küchenbenutzung fallen laut DAAD ungefähr 40.000 bis 50.000 ISK (ca. 290 bis 360 Euro) an. Auch ansonsten ist Island eher teuer: Die Lebenshaltungskosten liegen etwa 10 Prozent über denen in Deutschland.

Tromsø: Recht rund ums Meer

Die norwegische Stadt Tromsø liegt sogar ein Stück nördlich des Polarkreises. Die Umwelt spielt daher auch im internationalen Studiengang Law of the Sea an der hiesigen University of Tromsø (UiT) eine wichtige Rolle. Das Programm bietet Studenten mit vorheriger juristischer Qualifikation einen LL.M-Abschluss. Ein Jahr lang wird in drei Trimestern allgemeines Seerecht gelehrt. Zusätzlich aber gibt es Veranstaltungen zur Biodiversität der Meere und zu Gefahrenlagen speziell in den arktischen Regionen, allerdings mit einem stärkeren juristischen Fokus als an der Universität Akureyri. Das Law of the Sea-Programm profitiert dabei von der Nähe zu Instituten wie dem Norwegischen Polarforschungsinstitut und dem Arktischen Rat, die beide ihren Sitz ebenfalls in Tromsø haben.

Zulassungsvoraussetzungen sind – neben guten Englischkenntnissen – ein Bachelor in Jura oder eine vergleichbare Qualifikation, etwa eine dreijährige Berufserfahrung in einem relevanten Fachbereich, sowie Kenntnisse in internationalem Recht und internationaler Politik. Außerdem muss ein Motivationsschreiben eingereicht werden. Die Studienplätze sind knapp: Nur ungefähr 20 Studenten werden pro Jahr angenommen. Informationen stellt die Universität Tromsø auf ihrer Webseite zur Verfügung.

Ein Studium in Norwegen kostet

Wie überall in Norwegen gilt auch in Tromsø: Das Leben kann ganz schön teuer sein. Die norwegischen Steuern sind legendär hoch. Das hat aber auch Vorteile, denn Standard und Ausstattung an den Universitäten sind ausgezeich- net. Für kleine Budgets wird es aber schwierig. Laut DAAD muss man mit mindestens 1.000 bis 1.500 Euro monatlich selbst bei einer bescheidenen Lebensweise rechnen. Kein Wunder: Schon 1 Liter Milch kostet knapp 2 Euro, eine kleine Flasche Bier im Supermarkt etwa 4 Euro. In Studentenwohnheimen sind für ein Zimmer nach DAAD-Angaben mindestens 200 Euro zu zahlen. Andere Unterkünfte sind deutlich teurer. Dass für das Studium an sich keine Gebühren anfallen, ist da nur ein kleiner Trost. Überhaupt ist Nordeuropa ein eher teures Studienziel, wenn man nur die Lebenshaltungskosten berücksichtigt. Die Skandinavier und Finnen verlangen aber in der Regel keine Studiengebühren.

Politik und Wirtschaft: Spezialwissen ist gefragt

Für Absolventen der beiden ungewöhnlichen Studiengänge stehen gleich mehrere Karrierewege offen: Als Berater für Regierungen, Umweltorganisationen oder Unternehmen sind sie ebenso gefragt wie als Fachanwälte. Selbst bei den Vereinten Nationen kommen die Spezialisten unter. Das kostspielige Studium im hohen Norden Europas kann sich also als echtes Sprungbrett für ungewöhnliche Berufswege erweisen.

Ein Jura Studium in Akureyri auf Island eröffnet neue Möglichkeiten.
Zwischen Fjord und Gebirge – Kleinstadtidylle im hohen Norden Islands

Akureyri: Wale vor der Stadt

Nur etwa 18.000 Einwohner hat Akureyri und ist damit doch die größte Stadt Islands außerhalb des Großraums Reykjavik. Die Hafen- stadt liegt ganz im Norden des Inselstaats – gerade einmal 50 Kilo- meter südlich des Polarkreises – am langgestreckten Fjord Eyjafjörður, umgeben von Gebirgen. Akureyri besticht vor allem durch eines: durch jede Menge atemberaubend schöne Natur!

Und die lässt sich von hier aus perfekt erleben: Hikingtouren führen in die umliegenden Berge, Bootstouren hinaus aufs kalte Nordmeer zum Bird oder Whale Watching. Wale schwimmen sogar den Fjord hoch bis unmittelbar vor die Stadt. Im Winter geht’s zum Eisklettern oder mit dem Hundeschlitten durch die verschneite Landschaft. Imposanter Mittelpunkt Akureyris ist die 1940 geweihte, monumentale Kirche Akureyrarkirkja. Dazu kommen noch Theater, verschiedene Museen, Galerien und eine mittelalterliche Ausgrabungsstätte 11 Kilometer vor der Stadt. Und natürlich sorgen zahllose Kneipen, coole Bars und gemütliche Cafés dafür, dass es auch in den langen, dunklen Wintermonaten nicht langweilig im Norden Islands wird.

Tromsø: Magische Nächte am Polarkreis

Es ist Nacht! Sogar ziemlich lange, von Ende November bis Mitte Januar steigt die Sonne nicht über den Ho- rizont. Tromsø liegt 350 Kilometer nördlich des Polarkreises. Das be- schert der nordnorwegischen Stadt eine der größten Attraktionen der Region: das geisterhafte, magische Nordlicht, das in klaren Nächten über den Himmel zieht. Das wunderbare Naturschauspiel lockt jedes Jahr zahllose Touristen in die Dunkelheit der Polarnacht.

Zum Ausgleich ist es im Sommer ziemlich lange Tag. Zwischen Ende Mai und Ende Juli steht die Sonne über dem Horizont. Diese Zeit der Mitternachtssonne nutzen die Be- wohner der Stadt ausgiebig zum Feiern und Ausgehen. Licht und Wärme tanken, durch die karge Natur wan- dern oder mit dem Kajak aufs Eismeer rausfahren – im Sommer spielt sich das Leben im Freien ab. Schlafen? Das kann man wieder in den langen Wintermonaten.

Ein besonderes Highlight Tromsøs ist übrigens der Botanische Garten. Er ist der nördlichste botanische Garten der Welt mit arktischen, antarktischen und alpinen Pflanzen von allen Kontinenten. Und auch er blüht, wen wundert’s, im Sommer erst richtig auf.

Jura Studium in Norwegen, Polar Law, in Tromsø studieren.
Im Winter versinkt die bunte Hafenstadt Tromsø in Dunkelheit

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