Double Degree und Joint Degree – Internationale Hochschulabschlüsse
Doppelt genäht hält besser
Immer häufiger vergeben Unis über Ländergrenzen hinweg gemeinsam Diplome. Welche Optionen gibt es und was ist der Unterschied zwischen einem Double Degree und einem Joint Degree?
Für das berufliche Weiterkommen ist der Studienabschluss von großer Bedeutung. Mittlerweile sind in Deutschland fast alle Studiengänge auf die europäischen Hochschulabschlüsse des Bachelor- und Master-Systems umgestellt. Die internationale Mobilität der deutschen Studierenden und deren internationale Qualifikationen profitieren davon.
Ein Abschluss, ganz einfach
Am gängigsten ist es bis heute, dass Deutsche einen einfachen Hochschulabschluss erwerben. Lediglich eine Universität – sei es eine deutsche oder eine ausländische – verleiht dem Absolventen einen Bachelor- oder Mastertitel. Oft sind dabei Auslandsaufenthalte an Partnerhochschulen fest ins Studium integriert oder bis in den Studienplan hinein festgeschrieben. Bei einer klar fixierten Variante des Auslandsaufenthalts mit definierten ausländischen Studienleistungen ist meist von integrierten Auslandsstudiengängen die Rede, wie bei den ISAP-Kooperationen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).
Einer dieser Studiengänge ist das rechtswissenschaftliche Bachelor-Programm „IT-Recht und Recht des Geistigen Eigentums“ der Leibniz Universität Hannover. Der Studienplan enthält zwei Auslandssemester an einer der Partnerhochschulen, die etwa in Finnland, Japan, Frankreich und Ungarn liegen, als fixe Bausteine. Der Studiengang ist mit acht Semestern Regelstudienzeit länger als gewöhnliche deutsche Bachelor-Programme, bietet Studenten aber Klarheit, was die Anerkennung von Studienleistungen aus In- und Ausland betrifft.
Problemlose Anerkennung von Auslandsaufenthalten
Beim Joint-Degree, also einem gemeinsam vergebenen Abschluss, gehen Hochschulen noch einen Schritt weiter. Hier entwickeln mindestens zwei, oft auch mehrere Universitäten oder Fach-hochschulen das Curriculum eines Studiengangs gemeinsam und organisieren sich in einem Konsortium. Die Studenten haben also ein festes Programm, allerdings finden die Seminare und Vorlesungen teilweise in anderen Ländern und an anderen Instituten statt. Nach dem erfolgreichen Abschluss erhalten Absolventen einen Master- oder Bachelortitel, den zwei oder auch mehrere Hochschulen gemeinsam ausstellen: auf dem Arbeitsmarkt ein großes Plus im Bereich internationale Erfahrung.
Für das Master-Programm „Models and Methods of Quantitative Economics“ beispielsweise haben Universitäten aus Spanien, Frankreich, Deutschland und Italien einen gemeinsamen Studien- und Prüfungsplan festgelegt. Nach einem ersten allgemeinen Studienjahr in Spanien wechseln die Studenten zur Spezialisierung an eine der Partneruniversitäten. So studieren sie in zwei Jahren an zwei internationalen Universitäten, erwerben relevante Sprachkenntnisse, machen interkulturelle Erfahrungen und erhalten ein in den Partnerländern anerkanntes sowie durch alle Hochschulen ausgestelltes Diplom.
Double Degree und Mehrfachabschluss
Noch intensiver und umfangreicher als der Joint- ist ein Double-Degree, ein Doppelabschluss. Meist von zwei – manchmal auch von drei oder vier – Universitäten durchgeführt, erhalten Absolventen zwei separat gültige und national anerkannte Diplome. Ein gemeinsam ausgearbeiteter Lehrplan und ein engmaschiges Prüfungsnetz machen solche Abschlüsse möglich. Prinzipiell stellt ein Double-Degree fast die gleichen Anforderungen wie zwei einzelne Studienprogramme. Integriert wird er in der Regel dennoch in die allgemeine Regelstudienzeit. So ist es möglich, in vier Semestern einen Master of Arts in International Economics (MA) und gleichzeitig einen Master of Science in Wirtschaftswissenschaften (MSc.) von zwei verschiedenen Hochschulen zu erwerben.
Der Arbeitsaufwand ist bereits bei einem Doppelabschluss sehr hoch. Dennoch gibt es vor allem bei Wirtschaftsstudiengängen einige Hochschulen, die in vier Semestern sogar ein Triple-Degree, einen dreifachen internationalen Master-Abschluss anbieten. Neben einigen privaten Business Schools führt zum Beispiel die Lancaster University gemeinsam mit der EM Lyon und der Münchener Ludwig-Maximilian-Universität einen Master in European Management durch, der zu einem in England, Frankreich und Deutschland national gültigen Dreifachabschluss führt.
Vor allem im Master
Double- und Triple-Degrees und auch Joint-Degrees gibt es vor allem im Masterbereich, während integrierte Studiengänge oft auch als Bachelor existieren. Umfangreiche internationale Erfahrung steht bei all diesen Programmen im Mittelpunkt. Die Struktur und die eventuell fächerübergreifenden Studien bringen es mit sich, dass diese Studiengänge inhaltlich, sprachlich und interkulturell hoch anspruchsvoll sind. Die Entscheidung zu einem solchen Studium sollte also trotz aller Anziehungskraft und Attraktivität für den späteren Werdegang wohl durchdacht sein.
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